Comeback eines historischen Stücks – Wiedereröffnung des Casino Zögernitz

Comeback eines historischen Stücks – Wiedereröffnung des Casino Zögernitz

Wolfgang Sobotka, Präsident des Nationalrates und Hermann Rauter, Eigentümer des Casino Zögernitz bei der gestrigen Eröffnung des Strauss-Saals

Nach 4,5 Jahren Sanierung wird der weltweit einzigartige Strauss-Saal, das Herzstück des Casino Zögernitz in Wien Döbling, wieder eröffnet. In der Ausstellung „House of Strauss“ wird ab Herbst die Geschichte Wiens als Musikwelthauptstadt von damals und heute erzählt und wiederbelebt.

Mit der sanften historischen Rückführung des Casino Zögernitz bekommt Wien ein Highlight zurück, das die Stadt damals wie heute als Musikwelthauptstadt feiert. Das ursprünglich 1837 errichtete Gebäude wurde sowohl baulich als Denkmal als auch von seiner Funktion als Casino wiederbelebt.

Das Herzstück des Casino Zögernitz bilden das 80 m2 große Oktogon sowie der letzte erhaltene und 350 m2 große Strauss-Saal mit seinen einzigartigen Farben, Materialien und Akustikeigenschaften. Allein die Arbeiten, um die originalgetreue Wandbemalung wieder herzustellen, dauerten 2,5 Jahre. Hinter den historischen Wänden wurde modernste Heiz-, Kühl- und Lüftungstechnik verbaut, die Wärme und Kälte wird von der Wärmepumpe in der benachbarten Energiezentrale geliefert. Die großen Fenster lassen nun wieder wie früher viel Tageslicht in den Saal.

Der Saal in dem Johann Strauss Vater bei seiner Eröffnung dirigierte/spielte und danach mit seiner Dynastie und anderen Musikern wie Joseph Lanner und Carl Michael Ziehrer zahlreiche Konzerte spielte und glänzende Bälle und Volksfeste feierte, gilt als akustisch herausragend. Er wurde später über 25 Jahre von der Teldec Schallplatten GmbH für Tonaufnahmen von klassischen Konzerten genutzt. Teldec war ein Tochterunternehmen des AEG-Konzerns und zählte zu den größten und traditionsreichsten deutschen Schallplattenherstellern. Auch Nikolaus Harnoncourt wirkte hier mit seinem „Concentus Musicus“ genauso wie die Wiener Sängerknaben und diverse OpernsängerInnen und renommierte Chöre.

Ursprüngliches Gebäude, ursprüngliche Funktion
Laut Denkmalpflege handelt es sich beim Casino Zögernitz um eines der wertvollsten Casinos, weil man den Originalzustand rekonstruieren konnte.

Für den Eigentümer, Hermann Rauter, ist es wichtig, dass das Bauwerk und Denkmal nun wieder so dasteht wie einst. Die im Laufe der Zeit außen hinzugefügten Trakte wurden entfernt, der Originalzustand wieder hergestellt. Das Casino bekommt nun auch wieder seine ursprüngliche Funktion: ein vielseitiger Ort der Unterhaltung.

Derzeit bereits fertig gestellt und eröffnet sind ein Restaurant mit einem 500 m2 großen Gastgarten mit altem Baumbestand und einem historischen Brunnen. Nun wird der Veranstaltungsbereich und Konzertsaal inklusive Garderobenräumlichkeiten und Museumsshop eröffnet.

House of Strauss – Ausstellung und Meisterklassen
Im Herbst 2023 soll dann das „House of Strauss“ folgen: Auf 2.000 m2 wird anhand der Familie Strauss erzählt, warum Wien früher die Welthauptstadt der Musik war – und es heute noch ist. Diese Ausstellungsräumlichkeiten wurden von dem renommierten Atelier Brückner gestaltet, das weltweit zahlreiche Museen plante, darunter etwa das BMW Museum in München, das Museum Of The Future in Dubai oder das Grand Egyptian Museum in Gizeh. Auf 600 m2 Ausstellungsfläche im ersten Stock des Casinos werden zwei Räume sogar eine Doppelfunktion haben. Sie werden einerseits als klassischer Ausstellungsraum genutzt, zugleich finden in ihnen aber auch echte Meisterklassen statt, bei denen die BesucherInnen zuhören können. In einer der Meisterklassen wird der Originalflügel von Eduard Strauss, dem letzten Musikers der Dynastie, Verwendung finden.

Spitzenkoch Stefan Glantschnig kommt
Um ein Parkplatzproblem zu vermeiden, wurde eine hauseigene Tiefgarage mit 50 Stellplätzen geschaffen. Mit 14. April 2023 wird zudem Stefan Glantschnig, bester Nachwuchskoch Europas 2017, das Restaurant im Zögernitz übernehmen.

Strenge Auflagen
Zögernitz-Eigentümer Hermann Rauter: „Das Casino Zögernitz ist ein magischer Ort. Hier haben die großen Meister gespielt und wir erwecken es zu neuem Leben und lassen Wien als Welthauptstadt der Kultur hochleben.“ Über die Sanierung meint Rauter: „Mit dem Bundesdenkmalamt haben wir hervorragend zusammengearbeitet. Wegen der Umwidmung von Hotel auf Museumsnutzung haben wir aber auch viele Herausforderungen in der Revitalisierung gehabt. So mussten wir in den meisten Teilen des alten Gebäudes den strengen Neubaubestimmungen hinsichtlich der Energie und Statik – Stichwort Erdbebensicherheit – genüge tun. Auch das ist uns letztlich gut gelungen.“

Trivia
Casinos waren früher der einzige Ort, den Frauen aufsuchen durften, um öffentlich zu tanzen. Sie waren ein auch ein Platz für Rendezvous der gehobenen Gesellschaft.

400 originale Thonetstühle konnten erhalten werden und stehen dem Publikum zur Verfügung. Ergänzt wurden sie durch moderne Möbel, die von dem österreichischen Startup Trastic aus recyceltem Plastik hergestellt wurden.

Um weiterhin erstklassige Aufnahmen im Strauss-Saal zu ermöglichen, wurde ein Tonstudio mit Sichtkontakt zum Saal integriert.

Zur offiziellen Eröffnungsfeier inklusive Konzert wurden jene eingeladen, die es ermöglicht haben, das Denkmal wieder herzustellen, also etwa die BauarbeiterInnen – sie seien die wahren VIPs, so Eigentümer Hermann Rauter. Der Präsident des österreichischen Nationalrates, Wolfgang Sobotka, dirigierte als Ehrengast ein Musikstück. 

Quelle: Tim Rauter Casino Zögernitz / ots  //  Fotocredit: © Sima Prodinger

 

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