Glockenfan Mathias Zecher ist unterwegs durchs ganze Land auf der Suche nach dem schönsten Glockengesang. Diese Woche ist er zu Gast in der ältesten Stadt Österreichs.
Erinnerungen wach geläutet
Auf dem Ennser Stadtturm hängen sechs Glocken, die nur manuell und daher selten geläutet werden. Bis 2012 wurde dieses Große Geläute noch per Hand geläutet. Nun wurde es elektrifiziert. Die Glocken stammen alle aus dem 20. Jahrhundert. Am 7. November 1948 wurden sie von Propst Leopold Hager aus St. Florian geweiht, seither erklingen sie im Stadtturm. Jede Glocke hat einen Namen und ihre eigene Funktion.
Glocke 1:
Name: Herz Jesu Glocke
Gewicht: 2.868 kg
Durchmesser: 166 cm
Glockenaufschrift: Heiligstes Herz Jesu
Sie läutet am Gründonnerstag, Osternacht, Heiligen Abend, Silvester (19:00 Uhr), Neujahr (00:00) und zu besonderen Anlässen der Pfarre (z.B. Erntedank…). Sie wurde als Dank für die Hilfe Gottes von Ennser Bürgern in schweren Zeiten gespendet.
Glocke 2:
Name: Maximilian Glocke
Gewicht: 1.459 kg
Durchmesser: 132 cm
Aufschrift: Heiliger Maximilian sei unser Schutzpatron
Sie läutet nur zur Fastenzeit. Ab Aschermittwoch bis Palmsonntag Freitag, um 15 Uhr.
Glocke 3:
Name: Immakulata Glocke, „12-er Glocke“
Gewicht: 825 kg
Durchmesser: 111 cm
Aufschrift: Unbeflecktes Herz
Sie läutet um 6, um 7 Uhr beim Angelusgebet, um 12 und um 19 Uhr. Bei Bekanntgabe eines Todesfalles läutet sie gemeinsam mit der Sterbeglocke (= „Ausläuten“ ) um 11 Uhr.
Glocke 4:
Name: Floriani Glocke
Gewicht: 350 kg
Durchmesser: 97 cm
Aufschrift: Hl. Florian beschütze uns vor Feuer und allem übel.
Glocke 5:
Name: Josefi Glocke
Gewicht: 423 kg
Durchmesser: 98 cm
Aufschrift: Hl. Josef steh uns bei in der letzten Stunde
Sie bekam den Namen „Sterbeglocke“ , weil sie nach dem Ableben eines Menschen geläutet wurde.
Glocke 6:
Name: Leopoldi Glocke
Gewicht: 624 kg
Durchmesser: 92 cm
Aufschrift: Hl. Leopold, erlauchter Landespatron, bitte für uns vor Gottes Thron.
Im dritten Turmgeschoß ist die mit Schallfenstern ausgestattete Glockenstube untergebracht, zu der man im Inneren des Turms über 95 Steinstufen entlang der Außenwände gelangt. Das Geläute besteht aus sechs Glocken mit einem Gesamtgewicht von 6,55 Tonnen. Über weitere 62 Stufen aus Holz gelangt man vorbei am Uhrwerk zur alten Türmerstube, wo sich ein Tisch mit einer Marmorplatte befindet. Diese ist die ehemalige Altarplatte der 1565 abgerissenen Scheiblingkirche. Man nimmt an, dass einige der ursprünglichen Glocken aus der Lorcher Kirche stammten und 1553 mit der Übertragung der Pfarrrechte in den Stadtturm kamen. Im Ersten Weltkrieg wurden die Glocken für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Die 1922 neu angeschafften Glocken mussten im Zweiten Weltkrieg ebenfalls abgeliefert werden. Die 1948 beschafften Glocken stammen aus der Glockengießerei St. Florian.
Im Sommer 2010 wurde das Geläute saniert und elektrifiziert und im Rahmen des Pfarr- und Erntedankfestes am 26. September 2010 geweiht. Dreimal am Tag, um 7, 12 und 19 Uhr, ertönen die Glocken zum Angelusläuten. Bei Bekanntwerden einer Todesnachricht in Enns oder Ennsdorf läutet zudem um 9 Uhr die Sterbeglocke, und am Begräbnistag wird um 11 Uhr ausgeläutet. Dabei erklingen die Immakulata-, die Maximilian- und die Sterbeglocke. Bei mehreren Verabschiedungen an einem Tag, werden die Glocken mehrmals hintereinander geläutet. Ferner läutet die Maximilianglocke donnerstagabends in Erinnerung an das Letzte Abendmahl nach dem Angelusläuten und am Freitag um 15 Uhr, um an die Todesstunde Jesu zu erinnern. Sonntags um 17 Uhr ertönt die Große Glocke zum Vesperläuten.
Quelle: Mathias Zecher / Wikipedia
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